„De Turmac“ ist in Zevenaar ein fester Begriff. Ab 1920 hatte dort eine Zigarettenfabrik ihren Sitz, in der viele Bewohner der Stadt einen Arbeitsplatz fanden. Nach der Schließung der Fabrik im Jahre 2008 suchte man für das architektonisch außergewöhnliche Gebäude eine neue Verwendung. Seit 2010 ist dort das Rathaus von Zevenaar angesiedelt, wodurch das Gebäude seine zentrale Rolle für die städtische Gemeinschaft wieder eingenommen hat.
Zigarettenfabrik
Im Volksmund heißt das Gebäude noch immer „De Turmac“, aber der offizielle Firmenname lautet: „Turkish-Macedonian Tobacco Company“. Die Fabrik verdankt ihren Namen dem ersten Direktor, dem Türken Kiazim Emin Bey. Der gab der Turmac-Zigarette eine exotische Note, indem er Tabak aus der Türkei und Mazedonien einführte und die Verpackung mit Bildern von Frauen schmückte – mit Turban rauchend auf einer Chaiselongue. Als Ende des 20. Jahrhunderts durch Antiraucherkampagnen der Umsatz sank, verlegte sich Turmac darauf, unter ausländischer Lizenz zu produzieren, seit 2000 unter der Flagge von British American Tobacco, kurz BAT Zevenaar.
Kunstsammlung
Ab 1960 produzierte Turmac unter dem Namen Peter Stuyvesant. Der damalige Direktor Alexander Orlow begann, Kunst zu sammeln so entstand die später weltberühmte Peter-Stuyvesant-Sammlung. Er hängte die Arbeitsplätze voll mit Werken moderner Künstler wie Karel Appel, Armando und Corneille, um die Freude an der Arbeit anzuregen und die Monotonie zu durchbrechen. Vor der Schließung der Fabrik 2008 versuchte der Stadtrat, die Kunstwerke in einem Museum für Betriebskunst in Zevenaar zu halten, aber der Plan erhielt nicht genügend Unterstützung. Danach wurde die Sammlung versteigert. Die Werke hängen nun in bedeutenden Museen, verteilt über die ganze Welt.
Fortschrittlich
Auch in anderer Hinsicht war Turmac fortschrittlich. In der Architektur standen die Bedürfnisse der Arbeitnehmer immer im Vordergrund. Das Hauptgebäude von 1927 erhielt gemäß den Prinzipien der Bewegung Neues Bauen eine offene Atmosphäre mit viel Frischluft und Sonnenlicht. Später vertrat man die Auffassung, gerade Kunstlicht würde die Zahl der Betriebsunfälle und Ausfalltage senken. Beim letzten Umbau zum Rathaus wurde das Konzept Neues Arbeiten verwirklicht – mit flexiblen Arbeitsplätzen, die ein orts- und zeitunabhängiges Arbeiten ermöglichen. Turmac wurde als „Nachkriegs-Baudenkmal mit Symbolcharakter“ in die „Top 100 der niederländischen Baudenkmäler 1940–1958“ aufgenommen.