Die Stelle, an der die Große Kirche steht, war jahrhundertelang ein heiliger Ort. Bevor die Römer eintrafen, befand sich hier eine batavische Kultstätte unter freiem Himmel.
Die Bataver wurden von den Römern zu etwas mehr Zivilisation erzogen, indem sie ihnen in der Mitte des ersten Jahrhunderts einen Tempel aus Stein errichteten. Der Tempel hatte eine Größe von 11,5 mal 8,5 Metern. Um das Jahr 100 n. Chr. wurde das Gebäude – wahrscheinlich auf Befehl des Kaisers Trajan – durch ein viel größeres ersetzt: 31 mal 23 Meter. Es war einer der größten gallo-römischen Tempel nördlich der Alpen.
Gallo-römisch
Der Tempel hatte ein hoch aufragendes zentrales Heiligtum (Cella), das von einem Säulengang umrahmt wurde. Im Gegensatz zu den durchschnittlichen gallo-römischen Tempeln war das Heiligtum in Elst rechteckig und auf einer Plattform erbaut. Das Gebäude wies dadurch eher die Form eines ‚klassischen‘ römischen Tempels auf. Wissenschaftler bewerten dies als einen politisch-religiös motivierten Akt: Die Bataver waren gute Freunde der Römer und wurden daher als ‚römischer‘ als andere einheimische Völker betrachtet.
Baumaterial
Für den Bau des Tempels wurde Kalk- und Tuffstein verwendet. Soldaten der Zehnten Nimweger Legion klopften Kalkstein in Steinbrüchen in der Nähe von Metz im heutigen Nordfrankreich. Aus der Eifel wurde Tuffstein herbeigeschafft. Das Fundament der Cella ruhte auf Hunderten von Rammpfählen aus Eichenholz.
Begegnungsstätte für Menschen und Götter
Der Tempel war mehr als 15 Meter hoch und – wie die Große Kircheheute – in weitem Umkreis sichtbar. Das Heiligtum befand sich auf einem ummauerten Gelände mit einer Größe von 70 x 83 Metern, dem Temenos. Dies war die Begegnungsstätte für Menschen und Götter. Vor dem Eingang des Tempels befand sich der Altar, an dem geopfert wurde. Auf dem Gelände wurden mehrere Erdlöcher mit Überresten von Tieren und anderen Opfergaben gefunden: Es sind stille Zeugen der Zeremonien, die hier einst stattgefunden haben. Im Verlauf des dritten Jahrhunderts wurde der Tempel nicht mehr genutzt. Seine Ruinen waren noch bis ins achte Jahrhundert zu sehen.
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