Schloss Loevestein befindet sich an einer strategisch ausgesprochen günstigen Stelle: Hier treffen die Flüsse Maas und Waal zusammen und grenzen die Provinzen Gelderland, Brabant und Südholland aneinander. Das Schloss bot ideale Voraussetzungen, den Schiffsverkehr auf dem Fluss zu kontrollieren. Bis ins vergangene Jahrhundert hatte die Umgebung des Schlosses eine militärische Funktion. Die strategische Lage hatte eine wechselvolle Geschichte zur Folge.
Mittelalterliche Burg
Der Name Loevestein bedeutet so viel wie steinernes Haus („Stein“ von Loef). Der Name verweist auf Dirc Loef von Horne, der die Burg um 1357 errichten ließ. Von hier aus organisierte er Raubzüge durch die Umgebung und erhob illegalerweise Zoll auf die Flussnutzung. Das aber widersprach den Interessen der Grafen von Holland, die die Burg annektierten und einen Burgvogt einsetzten. Der erste Burgherr, Bruijsten van Herwijnen, erwies sich allerdings als wenig zuverlässig und war vor allem an seiner eigenen Bereicherung interessiert. Daraufhin wurde Loevestein von den eigenen holländischen Truppen belagert und erobert.
Staatsgefängnis
Auch nach jener Zeit war Loevestein immer wieder ein Zankapfel: zunächst zwischen Holländern untereinander, später zwischen Burgundern und Gelderländern. Im Achtzigjährigen Krieg kämpften spanische und holländische Truppen um den Besitz der Burg. Schließlich gelangte sie fest in die Hände der Niederländischen Republik und wurde zu einem Staatsgefängnis für politische Häftlinge. Der bekannteste Gefangene war der Rechtsgelehrte Hugo de Groot, der hier ab 1619 eine „ewige“ Strafe absitzen musste. Das dauerte ihm jedoch zu lange mithilfe seiner Frau und einer leeren Bücherkiste gelang ihm die Flucht.
Festung der „Waterlinie“
1815 beschloss König Wilhelm I. den Bau der Verteidigungslinie „Nieuwe Hollandse Waterlinie“, einer Erweiterung der Oude Waterlinie in östlicher Richtung bis kurz hinter Utrecht. Diese „Wasserlinie“ bestand aus Forts und Festungsstädten und verlief von der Zuiderzee bis zum Biesbosch. Das Land vor diesen Festungen konnte durch gezielte Flutung überschwemmt werden. Schloss Loevestein und die dazugehörigen Festungsanlagen erhielten eine bedeutende Rolle in dieser Verteidigungslinie. Loevestein behielt seinen militärischen Status bis 1951.