Am Tienakker in Wijchen, einem malerischen Ort, stand einst eine große römische Villa. Obwohl wir nicht genau wissen, wie das Hauptgebäude ausgesehen hat, muss es eine Luxusvilla gewesen sein. Darauf lässt vor allem die Entdeckung eines dazugehörigen Grabhügels schließen. Er ist mit einem Durchmesser von 47 Metern der mit Abstand größte Grabhügel im Nordwesten Europas.
Villa
Ein Großteil des Geländes wurde in der Vergangenheit zur Sandgewinnung abgetragen. Damit verschwanden auch die meisten Spuren der Villa. Aber man fand genug, um sich einen Eindruck von ihrer Größe und reichen Ausstattung zu machen, beispielsweise immens viel Baumaterial, Wandmalereien, ein steinernes Brunnenhaus und die möglichen Überreste eines späteren Heiligtums. Einzelne Fundstücke wie Münzen, Schmuck und zwei hübsch verzierte Wasserhähne aus Bronze deuten ebenfalls auf die Pracht der Villa hin. Aufgrund der Münzfunde wissen wir, dass die Villa um das Jahr 100 gebaut wurde.
Tumulus
Vielleicht die großartigste Entdeckung waren Pfostenlöcher eines riesigen Grabhügels bzw. Tumulus. Dieser Tumulus hatte einen Durchmesser von 47 Metern – der größte im Nordwesten Europas. In den Niederlanden ist eine Handvoll derartiger Tumuli bekannt sie liegen stets – wie in Hoogeloon, Druten und Overasselt – unweit einer römischen Villa. Aber ein so großer Grabhügel wie in Wijchen ist wirklich einzigartig. Die Nutzung eines solchen Grabhügels entstand vermutlich aus der Vermischung einheimischer und römischer Traditionen. Bei den Römern war ein derartiges Grabmonument der Elite vorbehalten. Der Hügel selbst wurde durch die Sandgewinnung in den siebziger Jahren größtenteils abgetragen.
Wijchens Meer
Die Villa war wahrscheinlich Teil eines großen landwirtschaftlichen Betriebs. Das Hauptgebäude lag genau am Übergang zwischen den höher und trockener gelegenen Flussdünen und der fruchtbaren Ebene der Maas. Das heutige Wijchens Meer war in römischer Zeit ein Seitenarm der Maas. In spätrömischer Zeit (4. Jahrhundert) wurde das Hauptgebäude verlassen und das Brunnenhaus zu einem militärischen Wachposten umgebaut. Noch später nahmen die Franken das Gelände in Besitz. So ging die römische Zeit nahtlos in die merowingische Zeit über.