Winterswijk hat der Textilindustrie viel zu verdanken. Die Textilfabriken zogen Arbeiter aus dem ganzen Land an. Im Zuge dieser Entwicklung entstanden Wohnungsbaugenossenschaften, Sportanlagen, Bahnverbindungen und neue Schulen. Die Dorfansicht war von zahlreichen Schornsteinen geprägt. Die Trikotagenfabrik Willink war mit drei Fabriken der größte Arbeitgeber. Fast jeder hatte einen Verwandten, der zur Belegschaft von Willink gehörte.
Textilfamilie
Schon im 16. Jahrhundert gab es in Winterswijk eine Weberzunft. Die Weber waren kleine Selbstständige, die zu Hause an ihren eigenen Webstühlen arbeiteten. Textilhändler lieferten ihnen neues Garn und kauften ihnen die fertigen Stoffe ab. Zu diesen Manufakturhändlern gehörte auch die Familie Willink. 1819 heiratete Abraham Willink die Tochter einer Twenter Textilfamilie, Christina ten Cate. Das Ehepaar schickte seine Kinder zu Praktika nach Deutschland und vor allem nach England, ins Zentrum der Textilindustrie.
Trikot
Im Jahre 1888 gründete Geert Jan Willink seinen eigenen Betrieb. Er hatte sein Handwerk bei De Batavier, einer Dampfweberei seines Onkels Jan, gelernt. Jan war ein waschechter Unternehmer, der Winterswijk sogar zu einer eigenen Eisenbahnlinie (nl. Spoorlijn) verholfen hatte. Sein Beiname lautete Spoor-Jan. Im Kutscherhaus der Villa dieses Onkels experimentierte Geert Jan Willink zwei Jahre lang mit Trikotage-Maschinen zur Herstellung maschinell gewirkter Stoffe. 1890 eröffnete er seine Trikotagenfabrik, die vor allem Unterwäsche produzierte. Der Betrieb wurde Tricot genannt und so erhielt Geert schon bald den Beinahmen Tricot-Jan.
Appartementhaus
1929 hatte das Unternehmen gut 1.100 Mitarbeiter. In dieser Zeit entwarfen die Architekten – Vater und Sohn – Beltman für die Trikotagenproduktion ein neues, in geraden, klaren Linien gestaltetes Gebäude aus Beton. Der Betrieb überstand die Krisenjahre und den Krieg und erfuhr in den 1950er Jahren einen beträchtlichen Aufschwung. Am Ende jedoch war er gezwungen, sich der zunehmenden Konkurrenz aus Niedriglohnländern zu beugen. Zwar fusionierte das Unternehmen 1960 noch mit der Firma Bleijdenstein, aber es musste schließlich 1978 seine Tore schließen. Das riesige Fabrikgebäude stand jahrelang leer und brannte schließlich aus. Die markante Trikotagenfabrik der Beltmans erhielt jedoch ein neues Leben und präsentiert sich heute als stilvoller Appartementkomplex.